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G 11.001 CoverHans-Martin Linde (geb. 1930)
3 Brentano-Lieder

für hohe Singstimme und Tenorblockflöte oder Querflöte

Girolamo G 11.004, Spielpartitur in Einzelblättern, € 18,00
ISMN 979-0-50084-004-6

Beispielseite

G 11.003 G 11.005

 

 

 

 

 

Vorwort

Beim Lesen des romantisch ausschwingenden Abendständchen Brentanos kam mir wie von selbst die Idee eines Zwiegesanges von Sinstimme und Flöteninstrument.
Beim so rätselhaften Eingang und dem geradezu experimentellen Lahmen Weber reizte es mich, mit zwei Stimmen die unwirkliche Stimmung der Texte einzufangen.
Stimme und Blockflöte (oder Querflöte) – beide vom Atem getragen – versuchen hier, den „verborgenen Zusammenhang des Entlegensten” (Eichendorff über Brentano) aufzudecken.

Basel, im November 1995, Hans-Martin Linde

 

Eingang (Clemens von Brentano)

Was reif in diesen Zeilen steht,
was lächelnd winkt und sinnend fleht,
das soll kein Kind betrüben;
die Einfalt hat es ausgesät,
die Schwermut hat hindurch geweht,
die Sehnsucht hat’s getrieben.

Und ist das Feld einst abgemäht,
die Armut durch die Stoppeln geht,
sucht Ähren, die geblieben;
sucht Lieb, die für sie untergeht,
sucht Lieb, die mit ihr aufersteht,
sucht Lieb, die sie kann lieben.

Und hat sie einsam und verschmäht
die Nacht durch, dankend in Gebet,
die Körner ausgetrieben,
liest sie, als früh der Hahn gekräht,
was Lieb erhielt, was Leid verweht
ans Feldkreuz angeschrieben:

O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!

Abendständchen (Clemens von Brentano)

Hör, es klagt die Flöte wieder,
und die kühlen Brunnen rauschen,
golden wehn die Töne nieder,
stille, stille, laß uns lauschen!
stille, laß uns lauschen!

Holdes Bitten, mild Verlangen,
wie es süß zum Herzen spricht!
Durch die Nacht, die mich umfangen,
spricht zu mir der Töne Licht,
blickt zu mir der Töne Licht.

Wenn der lahme Weber träumt …
(Clemens von Brentano)

Wenn der lahme Weber träumt, er webe,
träumt die kranke Lerche auch, sie schwebe,
träumt die stumme Nachtigall, sie singe,
daß das Herz des Widerhalls zerspringe,
träumt das blinde Huhn, es zähl’ die Kerne,
und, der drei je zählte kaum die Sterne,
träumt das starre Erz, gar linde tau es
und das Eisenherz, ein Kind vertrau es,
träumt die taube Nüchternheit, sie lausche,
wie der Traube Schüchternheit berausche;
kömmt dann Wahrheit mutternackt gelaufen,
führt der hellen Töne Glanzgefunkel
und der gellen Lichter Tanz durchs Dunkel,
rennt den Traum sie schmerzlich übern Haufen.
Horch! die Fackel lacht, horch! Schmerzschalmeien
der erwachten Nacht ins Herz zu schreien;
weh, ohn’ Opfer gehn die süßen Wunder,
gehn die armen Herzen einsam unter!

 

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