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G 11.005 CoverClaudio Monteverdi (1567–1643)
Lamento d’Arianna

für (Mezzo-)Sopran und Basso continuo
Herausgegeben von Martin Nitz
Generalbassaussetzung von Martin Nitz

Girolamo G 11.005, Partitur und 2 Stimmen, € 18,00
ISMN 979-0-50084-021-3

Beispielseite

G 11.004 G 11.006

 

 

 

 

Vorwort

Claudio Monteverdis Oper Arianna wurde 1608 uraufgeführt. Die Handlung geht zurück auf die griechische Sage des Helden Theseus, der mit Hilfe der kretischen Königstochter Ariadne (ital. Arianna) das Untier Minotaurus besiegt und ihre Liebe gewinnt. Auf der gemeinsamen Rückfahrt nach Athen läßt Theseus jedoch seine Geliebte auf der Insel Naxos schnöde zurück.

Ariadnes Klage, das Lamento d’Arianna, stellte für den Komponisten den Höhepunkt der Oper dar, „La più essential parte dell’ opera“, wie Monteverdi in einem Brief vom 20. März 1620 schrieb.1)

Leider blieb von der Musik der Oper Arianna nur diese Klage erhalten, die zunächst in handschriftlichen Kopien verbreitet und von Monteverdi (zusammen mit zwei anderen Kompositionen) 1623 veröffentlicht wurde. Dieser Druck diente zur Anfertigung der vorliegenden Ausgabe.2)

In der Vorlage erscheinen nur wenige ‚Taktstriche‘, die lediglich der Orientierung dienen. Die vom Herausgeber vorgenommene Ergänzung und Veränderung der Taktstriche paßt sich dem italienischen Sprachrhythmus an und ermöglicht eine bessere Übersicht dieser rezitativisch angelegten Komposition.3)

Die Aussetzung des Generalbasses erfolgte sehr einfach. Sie ist als harmonisches Gerüst gedacht, das den verschiedenen infrage kommenden Continuo-Instrumenten (Cembalo, Truhen-Orgel, Theorbe oder Laute) als Basis dienen soll. Die vom Herausgeber in Klammern hinzugefügten Generalbaßziffern sind als unverbindlicher Vorschlag zu betrachten.

Dass Monteverdi die harmonischen ‚Ergebnisse‘ seiner fünfstimmigen Madrigal-Fassung, die 1614 – also neun Jahre vor der Wiederveröffentlichung des Lamento – erschien, in diesen späteren Druck nicht einfließen ließ, darf nicht verwundern: Die fünfstimmige Version bedingte ein harmonisch und rhythmisch ausgeprägteres Profil als die ursprüngliche Fassung, in welcher der rezitativische Vortrag der Solostimme nur durch lang ausgehaltene Basstöne aufgefangen werden konnte.

Die deutsche Übersetzung des italienischen Textes besorgte Martina Schänzle unter Mitarbeit des Herausgebers. Für zusätzlichen Rat und Hilfe danken beide Frau Dr. Maria Grazia Kölling, Hamburg.

Hamburg, im März 1998, Martin Nitz

1) Siehe Silke Leopold: Claudio Monteverdi und seine Zeit, Laaber 1993, S. 164

2) „Lamento / d’Ariana / del Signor / Claudio Monteverde / Maestro di Capella / Della Serenissima Republica / … / Stampa del Gardano / in Venetia MDCXXIII / Appresso Bartolomeo Magni.“ (Ariadnes Klage von Herrn Claudio Monteverdi, Kapellmeister der Republik Venedig, … Gedruckt von Gardano in Venedig 1623, erhältlich bei Bartolomeo Magni.)
Nach Claudio Gallico (I due pianti d’Arianna di Claudio Monteverdi in: Chigiana XXIV, 1967, S. 30) wurde das Lamento bei der Uraufführung von Violinen und Violen begleitet. Im erhaltenen Libretto erscheint außerdem zwischen einigen Abschnitten ein Chor, zu dessen Worten die Musik ebenfalls verloren gegangen ist.

3) Die originale Schreibweise des italienischen Textes wurde modernisiert in Anlehnung an die in Bd. 11 der Gesamtausgabe erschienene Fassung des Lamento d’Arianna. (Tutte le opere di Claudio Monteverdi, hrsg. von G. Fr. Malipiero, Asolo 1926–1942; 2Wien, 1966–1968, Universal Edition.)

 

Lasciatemi morire.
E chi volete voi
che mi conforte
in così dura sorte,
in così gran martire?
Lasciatemi morire.

O Teseo, o Teseo mio,
si che mio ti vo’ dir
che mio pur sei,
benchè t’involi, ahi crudo,
a gl’occhi miei.
Volgiti Teseo mio,
volgiti Teseo, o Dio,
volgiti indietro a rimirar colei
che lasciato ha per te la Patria e’l regno,
e in queste arene ancora,
cibo di fere dispietate e crude
lascierà l’ossa ignude.
O Teseo, o Teseo mio,
se tu sapessi, o Dio,
se tu sapessi, oimè,
come s’affanna
la povera Arianna;
Forse, forse pentito
rivolgeresti ancor la prora al lito.
Ma con l’aure serene
tu te ne vai felice, ed io qui piango.
A te prepara Atene
liete pompe superbe, ed io rimango,
cibo di fere in solitarie arene.
Te l’uno e l’altro tuo vecchio parente
stringeran lieti, ed io più non vedrovvi,
o Madre, o Padre mio.

Dove, dov’ è la fede
che tanto mi giuravi?
Così nell’ alta fede
tu mi ripon degl’ Avi?
Son queste le corone
onde m’adorn’ il crine?
Questi gli scettri sono,
queste le gemme e gl’ori?
Lasciarmi in abbandono
a fera che mi strazi e mi divori?
Ah Teseo, ah Teseo mio,
lascierai tu morire
invan piangendo, invan gridando aita
la misera Arianna
ch’a te fidossi e ti diè gloria e vita?

Ahi, che non pur rispondi,
ahi, che più d’aspe è sordo a miei lamenti!
O nembi, o turbi, o venti
sommergetelo voi dentr’ a quell’ onde!
Correte orche e balene,
e delle membra immonde
empiete le voragini profonde!
Che parlo, ahi, che vaneggio?
Misera, oimè, che chieggio?
O Teseo, o Teseo mio,
non son, non son quell’ io,
non son quell’ io che i feri detti sciolse;
parlò l’affanno mio,
parlò il dolore,
parlò la lingua si ma non già il core.

Misera, ancor dò loco
a la tradita speme,
e non si spegne
fra tanto scherno ancor d’amor il foco.
Spegni tu morte omai le fiamme indegne.
O Madre, o Padre,
o de l’antico Regno superbi alberghi,
ov’ ebbi d’or la cuna.
O servi, o fidi amici –
ahi fato indegno! –
mirate ove m’ha scort’ empia fortuna,
mirate di che duol m’ha fatto herede
l’amor mio, la mia fede
e l’altrui inganno.
Così va chi tropp’ ama
e troppo crede.

Lasst mich sterben.
Und wer
sollte mich auch trösten
in so hartem Schicksal,
in so harter Pein?
Lasst mich sterben.

O Theseus, o mein Theseus,
ja ich will dich mein nennen,
denn du bist doch mein,
auch wenn du, ach Grausamer,
vor meinen Augen entschwindest.
Wende dich um, mein Theseus,
wende dich um, Theseus, o Gott,
wende dich um, um nochmals jene zu betrachten,
die für dich Vaterland und Königreich verließ,
und die dazu an diesem Strand
als Opfer unbarmherziger und wilder Tiere
ihre bleichen Knochen zurücklassen wird.
O Theseus, o mein Theseus,
wenn du wüsstest, o Gott,
wenn du wüsstest, ach,
wie sich die arme
Arianna ängstigt,
vielleicht dadurch bekehrt,
wendetest du noch einmal den Bug zum Strand.
Aber mit günstigem Wind
segelst du glücklich davon, und ich bleibe weinend hier.
Dir bereitet Athen
frohe und großartige Feste, und ich bleibe zurück,
ein Opfer der Bestien am einsamen Strand.
Dich werden deine alten Eltern
freudig umarmen, und ich werde euch nie wiedersehen,
o Mutter, o mein Vater.

Wo ist die Treue,
die du mir so sehr geschworen?
So also erhebst du mich
auf den hohen Thron der Ahnen?
Sind dies die Kronen,
mit denen du mir das Haar schmückst?
Dies die Zepter,
dies die Juwelen und das Gold?
Mich einem wilden Tier zu überlassen,
das mich zerfleischen und verschlingen wird?
Ach Theseus, ach mein Theseus,
wirst du die arme Arianna
sterben lassen,
die vergeblich weint, die vergeblich um Hilfe ruft,
die dir vertraute und dir Ruhm und Leben gab?

Ah! Daß du nicht antwortest!
Ah! Daß meine Klage auf taube Ohren stößt!
O Wolken, o Stürme, o Winde,
versenkt ihn in diesen Wellen.
Eilt, Meeresungeheuer und Wale,
und füllt den bodenlosen Abgrund
mit seinen unreinen Gliedern! –
Was rede ich? Ach, was phantasiere ich,
ich Elende, weh! Was fordere ich?
O Theseus, o mein Theseus,
nicht ich war es,
die diese Verwünschungen ausstieß,
es sprach mein Kummer,
es sprach der Schmerz;
Es sprach wohl die Zunge, jedoch nicht das Herz.

Ich Arme, noch immer gebe ich
einer betrogenen Hoffnung Raum,
und noch immer nicht erlischt
das Feuer der Liebe unter so viel Hohn.
Darum lösche du, Tod, die unwürdigen Flammen.
O Mutter, o Vater,
o prächtige Stätten des alten Königreiches,
wo meine goldene Wiege stand!
O Diener, o treue Freunde –
Ach! Unwürdiges Schicksal! –
Seht, wohin mich ein ruchloses Geschick geführt hat,
seht, welchen Schmerz mir
meine Liebe, mein Vertrauen
und sein Betrug als Erbe vermachten.
So ergeht es dem, der zu sehr liebt
und zu leicht glaubt.

 

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