Matthew Locke (1621/22–1677)
For Several Friends, Bd. II
Suiten 3 (d-Moll/D-Dur) und 4 (e-Moll)für Sopran- oder Tenorblockflöte und Basso continuo
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Eckhart KuperGirolamo G 12.002, Partitur und 2 Stimmen, € 19,00
ISMN 979-0-50084-006-0
Vorwort
Matthew Locke wurde 1621 oder 1622 mit großer Wahrscheinlichkeit in Devon geboren und starb 1677 in London. Zusammen mit William Byrd (1543–1623), William Lawes (1602–1645) und Henry Purcell (1659–1695) gehört er zu den bedeutendsten und profiliertesten Musikerpersönlichkeiten des Englischen Barock. Sein kompositorischer Schwerpunkt lag bei Bühnenwerken sowie bei instrumentaler Kammermusik. Während des Commonwealth bewegte sich Locke in adligen und bürgerlichen Kreisen. Mit der Restauration der englischen Krone im Jahre 1660 wurde Locke von Charles II. zum Hofkomponisten mit verschiedenen Aufgabenbereichen ernannt. Diesen Posten behielt er bis zu seinem Tode. Sein Amtsnachfolger war Henry Purcell.
Unter der Signatur Add. MS 17801 wird in der British Library, London, ein Band aufbewahrt, der verschiedene Werke Matthew Lockes in seiner eigenen Handschrift enthält. Zu Beginn des Bandes findet sich auf 21 Seiten die mit Ffor Severall Ffriends überschriebene Sammlung von 54 durchnumerierten Suitensätzen. Diese Sätze sind nicht ausdrücklich zu Suiten zusammengefasst, jedoch legt die Sortierung nach Tonarten dieses nahe. Es ist aber sicher nicht verboten, sich seine eigenen Suiten aus den Sätzen zusammenzustellen.
Die vorliegende Ausgabe folgt weitestgehend dem Autograph. Taktvorzeichnung und Balkenziehung wurden beibehalten, die Akzidentiensetzung modernisiert und Zusätze des Herausgebers sind durch Klammern kenntlich gemacht. Da das Manuskript keine Besetzung vorschreibt, ist eine Ausführung auf verschiedensten Instrumenten denkbar. Der unbezifferte Bass verlangt jedoch nach einer Harmonisierung, da beide Stimmen ohne harmonisches Fundament allzu leer klingen. Für die c-Blockflöte war an einigen Stellen eine Oktavierung nach oben, bzw. unten notwendig, was durch Klammern gekennzeichnet wurde.
Verzierungen finden sich in Lockes Manuskript keine und es wurden für diese Ausgabe auch keine hinzugefügt. So kann jeder seine eigenen Verzierungen anbringen und die Stücke im bevorzugten Stil interpretieren. Eine sparsame Anbringung von Trillern und Mordenten ist in jedem Falle angebracht, ebenso wie das stil- und maßvolle Auszieren der Wiederholungen. Ob der in letzter Zeit häufiger zu hörende Trend, Lockes Musik im französischen Stil zu spielen, den Gefallen Lockes, des glühenden Verfechters einer Englischen Musiktradition, gefunden hätte, bleibt zumindest fraglich. Vermutlich hätte er dazu einen seiner beißend-giftigen Kommentare abgegeben.
Calw, im November 1995, Franz Müller-Busch