Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Vier Fantasien
bearbeitet nach den Fantasien für Violine solofür Altblockflöte solo
Bearbeitet von Franz Müller-BuschGirolamo G 12.027, Spielpartitur, € 13,00
ISMN 979-0-50084-046-6
Vorwort
Georg Philipp Telemanns Zwölf Fantasien für Querflöte solo ohne Generalbass, die 1732/33 im Druck erschienen, sind Blockflötisten hinreichend bekannt, denn es existieren davon in verschiedenen Verlagen Bearbeitungen bzw. Transpositionen für Blockflöte.
1735 veröffentliche Telemann in Hamburg in seinem eigenen Verlag zwölf weitere Fantasien, diesmal für Violine solo. Diese Stücke sind ähnlich vielschichtig und schillernd wie die Querflöten-Fantasien. Während acht dieser Fantasien mit Doppel- und Akkordgriffen sowie einer über weite Strecken ausgearbeiteten Zweistimmigkeit nur mit großen Abstrichen auf einem Blasinstrument darstellbar wären, sind die Fantasien 7 bis 10 weitgehend einstimmig gehalten und somit auf ein Blasinstrument übertragbar.
Es war mir von vorneherein klar, dass eine solche Bearbeitung nur subjektiv sein kann und viele während der Arbeit an den Stücken getroffene Entscheidungen auch anders hätten ausfallen können. Grundsätzlich wollte ich so nah wie möglich am Original bleiben und gleichzeitig eine gut klingende und gut spielbare Fassung erstellen, die sich möglichst wie Originalmusik für Altblockflöte anhören sollte.
Folgende Bearbeitungsschritte waren dafür notwendig:
– Die Transposition in eine Tonart, die möglichst blockflötenspezifisch sein und möglichst wenige Stimmknicke erforderlich machen sollte. Im Falle des zweiten Satzes der Fantasie F-Dur war dabei eine doppelte Transposition nach f-Moll erforderlich, da der Satz in d-Moll, das nach der ersten Transposition erreicht war, durch unvermeidliche Stimmknicke sehr entstellt worden wäre.
– Die Oktavierung einzelner Töne oder ganzer Passagen, die zu hoch oder zu tief lagen. Dabei sollte der gesamte Tonumfang der Blockflöte auch in der hohen Lage bis as''' genutzt werden, da Telemann in seinen Sonaten und Kantaten mit Blockflöte ebenfalls die hohe Lage sehr bewusst und ausgiebig verwendet. An ganz wenigen Stellen war es notwendig, einzelne Töne im Rahmen des harmonischen Fundaments zu versetzen.
– Doppelgriffe und Akkorde wurden an ausgewählten Stellen (z. B. bei Trugschlüssen und in einigen langamen Sätzen) in Vorschlag- bzw. Vorhaltnoten verwandelt. In der Regel mussten sie aber der Priorität der melodischen Linie weichen.
– Die Artikulation wurde an manchen Stellen den Möglichkeiten der Blockflöte angepasst und einige Trillerzeichen wurden ergänzt.
Als Vorlage dieser Bearbeitung diente die Telemann Urtext-Ausgabe von Günter Haußwald aus dem Jahre 1955 (Bärenreiter BA 2927) sowie die einzige erhaltene Quelle der Fantasien, die Abschrift eines unbekannten Kopisten, die in der Staatsbibiliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz unter der Signatur Mus. Ms 21788 aufbewahrt wird. Der Faksimile-Druck ist erhältlich bei Edition Wallhall, EW 265.
Celle, im August 2009, Franz Müller-Busch