Drei alte Tangos und drei Milongas
für Sopran- oder Tenorblockflöte (Querflöte, Oboe, Violine) und Klavier
Arrangiert von Manuel Molina y VediaGirolamo G 21.011, Partitur und 1 Stimme, € 18,00
ISMN 979-0-50084-089-3Beispielseite Melodieinstrument
Vorwort
Als der Tango 1910 in der Alten Welt erschien, löste er eine Tanzwut, ja fast einen Tanzwahnsinn aus, dem alle Stände und alle Altersstufen in gleicher Widerstandslosigkeit verfielen.1
Im Jahr 2009 erklärte die UNESCO den Tango aus Argentinien und Uruguay zum immateriellen Weltkulturerbe der Menschheit. Zu dieser Zeit blickte er bereits auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück:
Der Tango entstand Ende des 19. Jahrhunderts aus der Vermischung europäischer und afrikanischer Kultur. Die Berufsmusiker jener Zeit, insbesondere die Tanz- und Instrumentallehrer, hatten typischerweise afrikanische Vorfahren und übten einen bedeutenden Einfluss auf Musik und Tanz aus.
Weit verbreitet ist heute die emotionale, melancholische Musik aus dem „goldenen Jahrzehnt“ der berühmten und großartigen Tango-Orchester der 1940er Jahre. Ebenfalls wohlbekannt, jedoch weniger verbreitet, ist der Stil der „alten“ Tangos der Guardia vieja, der „Alten Garde“ (ca. 1880–1920), die durch ihre sorglose Heiterkeit geprägt sind, wie auch die in diesem Band enthaltenen Milongas aus der Zeit der 1930er Jahre.
Die Milonga war im 19. Jahrhundert eine Form des improvisierten Gesangs mit einer durch den typisch afroamerikanischen „3-3-2“-Rhythmus in der Instrumentalbegleitung gekennzeichneten Metrik. Sie spielte eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des Tangos, der gleichzeitig Elemente der europäischen Gesellschaftstänze in sich aufnahm, und zwar den Paartanz mit geschlossener Umarmung, abwechslungsreicheren Harmonien und größerer melodischer Entfaltung.
Bereits ab den 1930er Jahren begann der Tango, sich in Richtung eines melancholischen Stils zu entwickeln, der in den 1940er Jahren seinen Höhepunkt fand. Gleichzeitig entstand eine neue Form der Milonga als Tanz, die sich durch ein schnelleres Tempo und einen lebensbejahenden Charakter auszeichnete.
Ab den 1960er Jahren trat für die junge Generation die „Popmusik“ in den Vordergrund und der Tango erfuhr einen período de letargo, eine Phase der Lethargie. Erst nach dem Ende der Militärdiktatur in den 1980er Jahren lebte der Tango wieder auf: Wie vor hundert Jahren löst er auch heute weltweit wieder ungebrochene Begeisterung aus.
Die vorliegenden Bearbeitungen greifen den heiteren Stil der 1920er und 1930er Jahre auf. Die damalige Rolle der Querflöte, die ein typisches melodietragendes Instrument war, bevor sie durch das Bandoneon ersetzt wurde, übernimmt hier die heute weit verbreitete Blockflöte. Allerdings spricht nichts dagegen, die Melodiestimme mit einer Querflöte, Oboe oder Violine zu spielen.
Köln, im September 2024, Manuel Molina y Vedia
1 Sachs, Curt: Eine Weltgeschichte des Tanzes, Berlin 1933, S. 300
Inhalt:
Ángel Villoldo (1861–1919): El porteñito
Manuel Campamor (1877–1941): La cara de la luna
Agustín Bardi (1884–1941): Tinta verde
Ángel Villoldo: El esquinazo
Germán Tesseire (gest. 1944): Allá por el año veinte
Eduardo Arbol Erézcano (1887–1953): Vieja milonga