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G 11.011 CoverGeorg Philipp Telemann (1681–1767)
Lauter Wonne, lauter Freude

Kantate für hohe Stimme, Altblockflöte (Violine) und Basso continuo
Aus „Harmonischer Gottesdienst”, TVWV 1:1040
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Eckhart Kuper

Girolamo G 11.011, Partitur und 3 Stimmen, € 18,00
ISMN 979-0-50084-041-1

Beispielseite

G 11.010 G 11.012

 

 


Vorwort

Im Jahr 1725 erschien in Hamburg Georg Philipp Telemanns Kantaten-Jahrgang mit dem Titel:

Harmonischer / Gottes-Dienst / oder / geistliche / Cantaten / zum allgemeinen Gebrauche /
welche / zu Beförderung so wol der Privat-Haus- / als öffentlichen / Kirchen-Andacht /
auf die gewöhnlichen Sonn- und Fest-täglichen / Episteln durchs ganze Jahr / gerichtet sind / … /
In die Musik gebracht, und zum Druck befördert / von /
Georg Philipp Telemann / Chori Musici Hamb. Direct. / …

Die Kantate Lauter Wonne, lauter Freude ist dem vierten Adventssonntag zugeordnet. Das TVWV verzeichnet die Kantate unter der Nummer 1:1040.1) Der Text stammt von Matthäus Arnold Wilkens (1691–1745)2) und bezieht sich im Wesentlichen auf das 4. Kapitel in Paulus’ Brief an die Philipper, Vers 4 bis 9.

Als Vorlage dieser Ausgabe diente der Druck von 1725, der in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, Giedde’s Musiksammlung, unter der Signatur [mu 6208.0586 (XI, 8)3) aufbewahrt wird. Der Musikabteilung, insbesondere Frau Susanne Thorbek, sei hiermit herzlich für die freundliche Unterstützung und die Genehmigung zum Abdruck gedankt.

Die Schreibweise der Noten (Schlüssel, Vorzeichen usw.) wurde den heute üblichen Regeln angepasst, auf eine Modernisierung des Textes wurde jedoch bewusst verzichtet. Zusätze des Herausgebers sind direkt im Notentext durch Einklammerung oder Strichelung kenntlich gemacht. Einige wenige Fehler wurden kommentarlos korrigiert.

Die Takte 7 / 2. Hälfte bis 17 / 1. Hälfte der ersten Arie sind in der Vorlage mit Wiederholungszeichen versehen. Die Wiederholung wurde in dieser Ausgabe zur Verbesserung der Wendestellen in der Partitur ausgeschrieben. Bei Bedarf kann aber der mit „Vi-de“ bezeichnete Abschnitt entfallen.

Im Vorbericht zum Harmonischen Gottesdienst geht Telemann detailliert auf verschiedenste Aspekte der Aufführungspraxis ein. So ist die vorliegende Kantate für hohe Stimme geschrieben, also ausdrücklich für Sopran oder Tenor. Es besteht die Möglichkeit, dass in den mit forte gekennzeichneten Ripieno-Stellen die Blockflöte von einer Violine unterstützt wird, die eine Oktave tiefer spielt als notiert. Die Blockflötenstimme kann vollständig von einer Violine übernommen werden, wobei auch in diesem Fall zumindest die Ripieno-Stellen nach unten zu oktavieren sind.

Ausführlich geht Telemann auf die Behandlung der Singstimme im Rezitativ ein und macht anhand von vielen Notenbeispielen deutlich, dass die Notation oft stark von der gewünschten Ausführung abweicht. Insbesondere sind hier die letzten zwei Noten vor Pausen betroffen, jedoch können auch an anderen Stellen Durchgangs- und Vorhaltsnoten eingefügt werden. Selbstverständlich ist das Rezitativ rhythmisch frei zu singen. Detaillierte Erläuterungen zur Ausführung von Rezitativen in der Kirche finden sich u. a. in Tosi/Agricolas Anleitung zur Singkunst.4)

Celle, im Februar 2009, Franz Müller-Busch

 

1) Menke, Werner: Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Georg Philipp Telemann, Bd. I; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1988; S. 95

2) a.a.O., S. 95 sowie: Menke, Werner: Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Georg Philipp Telemann, Bd. II; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1995; S. 119

3) Catalogue of Giedde’s Music Collection in the Royal Library of Copenhagen, compiled by Inge Bittmann; Kopenhagen, 1976; S. 118

4) Tosi, Pier Francesco/Agricola, Johann Friedrich: Anleitung zur Singkunst; Berlin, 1757; Faksimile-Neudruck: Wiesbaden, 1994; S. 150–164

 

Arie:
Lauter Wonne, lauter Freude,
spielt in meiner regen Brust.
Doch dem flammenreichen Herzen
ist anitzt1) kein sündlichs Scherzen
einer eitlen Gluht bewusst:
Gott allein ist seine Lust.

Rezitativ:
Dort labet sich ein Kind der Eitelkeit
an aller Wollust dieser Zeit;
ein andrer ist auf Geld und Gut entflammt
und seine Freude wächst zugleich mit seinen Schätzen;
der dritte wünschet kein Ergetzen,
das nicht danebst aus hoher Ehre stammt;
der vierte, wenn er sich an Feinden rächen kann,
sieht dies für sein Vergnügen an;
noch andern muß aus andern Dingen
der Vorwurf ihrer Lust entspringen.
Allein, wie schlecht ist diese Freude,
wovon der Grund so leicht,
ja oft so plötzlich weicht!
Wie schädlich ist die Weide,
die zwar, den Augen nach, beliebte Bluhmen trägt,
und dennoch lauter Gift in allen Blättern hegt!
Ach, welcher sich in Christo nicht erfreut,
dem bringt sein Freuen lauter Leid.
In Gott allein wird solche Lust gefunden,
die mit Bestand und Seligkeit verbunden.

Arie:
Ein stetes Zagen,
ein ewigs Nagen,
ein Trauren, das kein Ziel erhält,
beschließet den Jubel
der lachenden Welt.
Doch wer sich Gott zur Freude setzet,
hat beydes, was ihn hier ergetzet,
und was ihm ewig wohl gefällt.

1) anitzt = jetzt, nun

 

 

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