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G 11.010 CoverGeorg Philipp Telemann (1681–1767)
Locke nur, Erde, mit schmeichelndem Reize!

Kantate für hohe Stimme, Altblockflöte (Violine) und Basso continuo
Aus „Harmonischer Gottesdienst”, TVWV 1:1069
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Eckhart Kuper

Girolamo G 11.010, Partitur und 3 Stimmen, € 18,00
ISMN 979-0-50084-039-8

Beispielseite

G 11.009 G 11.011

 

 


Vorwort

Im Jahr 1725 erschien in Hamburg Georg Philipp Telemanns Kantaten-Jahrgang mit dem Titel:

Harmonischer / Gottes-Dienst / oder / geistliche / Cantaten / zum allgemeinen Gebrauche /
welche / zu Beförderung so wol der Privat-Haus- / als öffentlichen / Kirchen-Andacht /
auf die gewöhnlichen Sonn- und Fest-täglichen / Episteln durchs ganze Jahr / gerichtet sind / … /
In die Musik gebracht, und zum Druck befördert / von /
Georg Philipp Telemann / Chori Musici Hamb. Direct. / …

Die Kantate Locke nur, Erde, mit schmeichelndem Reize! ist dem 23. Sonntag nach Trinitatis zugeordnet. Das TVWV verzeichnet die Kantate unter der Nummer 1:1069.1) Der Text stammt von Michael Richey (1678–1761)2) und bezieht sich im wesentlichen auf das 3. Kapitel in Paulus’ Brief an die Philipper, Vers 17 bis 21. Weitere Passagen sind Matthäus 11, Vers 30 und Psalm 16, Vers 11 entnommen.

Als Vorlage dieser Ausgabe diente der Druck von 1725, der in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, Giedde’s Musiksammlung, unter der Signatur [mu 6208.0586 (XI, 8)3) aufbewahrt wird. Der Musikabteilung, insbesondere Frau Susanne Thorbek, sei hiermit herzlich für die freundliche Unterstützung und die Genehmigung zum Abdruck gedankt.

Die Schreibweise der Noten (Schlüssel, Vorzeichen usw.) wurde den heute üblichen Regeln angepasst, auf eine Modernisierung des Textes jedoch wurde bewusst verzichtet. Zusätze und Korrekturen des Herausgebers sind direkt im Notentext durch Einklammerung oder Strichelung kenntlich gemacht. Einige wenige Fehler wurden kommentarlos korrigiert.

Im Vorbericht zum Harmonischen Gottesdienst geht Telemann detailliert auf verschiedenste Aspekte der Aufführungspraxis ein. So ist die vorliegende Kantate für hohe Stimme geschrieben, also ausdrücklich für Sopran oder Tenor. Es besteht die Möglichkeit, dass in den mit forte gekennzeichneten Ripieno-Stellen die Blockflöte von einer Violine unterstützt wird, die eine Oktave tiefer spielt als notiert. Die Blockflötenstimme kann vollständig von einer Violine übernommen werden, wobei auch in diesem Fall zumindest die Ripieno-Stellen nach unten zu oktavieren sind.

Ausführlich geht Telemann auf die Behandlung der Singstimme im Rezitativ ein und macht anhand von vielen Notenbeispielen deutlich, dass die Notation oft stark von der gewünschten Ausführung abweicht. Insbesondere sind hier die letzten zwei Noten vor Pausen betroffen, jedoch können auch an anderen Stellen Durchgangs- und Vorhaltsnoten eingefügt werden. Selbstverständlich ist das Rezitativ rhythmisch frei zu singen. Detaillierte Erläuterungen zur Ausführung von Rezitativen in der Kirche finden sich u. a. in Tosi/Agricolas Anleitung zur Singkunst.4)

Freiburg, im April 2004, Franz Müller-Busch

 

1) Menke, Werner: Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Georg Philipp Telemann, Bd. I; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1988; S. 98

2) a.a.O., S. 98 (hier fälschlich Ricey) sowie: Menke, Werner: Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Georg Philipp Telemann, Bd. II; Frankfurt/M., 2. Aufl. 1995; S. 119

3) Catalogue of Giedde’s Music Collection in the Royal Library of Copenhagen, compiled by Inge Bittmann; Kopenhagen, 1976; S. 118

4) Tosi, Pier Francesco/Agricola, Johann Friedrich: Anleitung zur Singkunst; Berlin, 1757; Faksimile-Neudruck: Wiesbaden, 1994; S. 150–164

 

Arie:
Locke nur, Erde, mit schmeichelndem Reize!
Ich folge meines Heilands Creuze:
Sein Joch ist sanft und seine Last ist leicht.
Mein Wandel soll schon hier auf Erden
dem seinen trachten gleich zu werden,
bis dort mein Leib auch seinem Leibe gleicht.

Rezitativ:
Verstummet nur, verkehrte Lehrer,
die ihr, dieweil ihr selbst den Bauch statt Gottes ehrt,
die Herzen unverwahrter Hörer
nur gar zu oft aufs Eitle kehrt!
O nein, mein Christ, zerreiß die schnöden Bande,
in welchen nur dein Ruhm zur Schande,
dein Ende zur Verdammnis wird!
Laß deinen Heiland selbst, und treuer Diener Leben,
dir nur allein ein unbeflecktes Vorbild geben!
So kann dein Wandel schon auf Erden himmlisch sein,
bis jene Freudenzeit,
da keine Noth dich mehr beschweret,
zu ew’ger Herrlichkeit
den nicht’gen Leib verkläret.

Arie:
Verlass den Bau der ird’schen Hütte!
Komm, folge deines Heilands Schritte!
Sein heiligs Auge leitet dich.
Der Schatz, den er dir dort erlesen,
ist Freude die Fülle und liebliches Wesen
zur Rechten Gottes ewiglich.

 

 

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