Anonym (nach 1700)
Partite di Folliafür Altblockflöte und Basso continuo
Herausgegeben von Martin Nitz
Generalbassaussetzung von Martin NitzGirolamo G 12.010, Partitur und 2 Stimmen, € 18,00
ISMN 979-0-50084-020-6
Vorwort
Seit der Veröffentlichung der anonymen Bearbeitung für Altblockflöte von A. Corellis Follia (London, 1702)1) erfreut sich diese Variationen-Reihe über einem ständig wiederkehrenden Bass bei BlockflötenspielerInnen ungebrochener Beliebtheit.
Dass außer Corelli auch andere Komponisten wie A. Scarlatti und C. Ph. E. Bach – beide für Cembalo –, F. Liszt und S. Rachmaninoff – für Klavier –, dieses (oder ein ähnliches) Bass-Modell ihren Kompositionen zugrunde gelegt haben, ist vielleicht weniger bekannt.
Für die Altblockflöte entstanden Follia-Kompositionen von J. Chr. Schickhardt (2 Altblfl. und B.c., Amsterdam 1710) und P. B. Bellinzani (Venedig 1720) sowie Faronells Ground, eine anonyme Komposition aus der Sammlung The Division Flute (London, 1706) – die beiden letzten für Altblfl. und B.c.2)
Das Manuskript,3) dem die Partite di Follia entnommen sind, enthält zum größten Teil Violin-Kompositionen, die für Altblockflöte arrangiert wurden. (Somit kann auch für diese Variationen eine ursprüngliche Violin-Version nicht ausgeschlossen werden.) Die verschiedenen Kopisten bzw. Bearbeiter dieses Manuskripts standen offenbar unter Zeitdruck, wie die zahlreichen Schreibfehler und andere Unstimmigkeiten in der Vorlage zeigen.
Das 26 Variationen umfassende Original wurde für diese Erstausgabe auf 15 Variationen gekürzt, da andernfalls musikalische „Ermüdungserscheinungen“ unvermeidlich gewesen wären. (Viele der eliminierten Variationen knüpfen lediglich an vorangegangene rhythmische Modelle an und wiederholen sie rein schematisch mit nur geringen Abweichungen.) Um die Schlusswirkung der letzten Variation zu steigern, wurden vom Herausgeber neun Takte hinzugefügt.
Infolge der Fülle von Korrekturen (s.o.) mußte ein Kritischer Bericht für diese in erster Linie für den praktischen Gebrauch konzipierte Ausgabe entfallen. Interessierte SpielerInnen seien (auch der nicht veröffentlichten Variationen wegen) daher auf das frei erhältliche Faksimile hingewiesen.
Die Aussetzung des unbezifferten Basses erfolgte sehr einfach, um die gerade bei einer Ground-Komposition vielfältigen Möglichkeiten nicht mehr als nötig einzuschränken. Für die Stellung der Vorzeichen fanden die heute üblichen Regeln ihre Anwendung. Obwohl die Vorlage keinerlei Tempo-Angaben enthält, erscheint eine Differenzierung musikalisch sinnvoll. Siehe hierzu die Vorschläge des Herausgebers über den Variationen in Klammern.
Hamburg, im September 1996, Martin Nitz
1) Neuausgaben: Hargail Music Press, New York; Schott, Mainz; Noetzel, Wilhelmshaven.
2) Neuausgaben: Schickhardt und Bellinzani: Beide bei Nova Music, London; Faronells Ground: Schott, Mainz (Titel: Divisions); Amadeus, Winterthur (Titel: The Division Flute).
3) Sinfonie di varii Autori, Ms., ca. 1720/30, aufbewahrt in der Biblioteca Palatina in Parma, als Faksimile erhältlich bei Studio Per Edizioni Scelte, Florenz.