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G 12.022 CoverAntonio Vivaldi (1678–1741)
Nicolas Chédeville (1705–1782)
Sonata g-Moll aus „Il Pastor Fido“ (RV 58)

für Altblockflöte und Basso continuo
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Eckhart Kuper

Girolamo G 12.022, Partitur und 2 Stimmen, € 16,00
ISMN 979-0-50084-038-1

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G 12.021 G 12.023

 


 

Vorwort

1737 erschien in Paris bei Me. Boivin eine Sammlung von 6 Sonaten mit dem Titel

Il Pastor Fido, / Sonates, / pour / La Musette, Viele, Flûte, Hautbois, Violon, /
Avec la Basse Continüe. / Del Sigr. / Antonio Vivaldi. / Opera XIIIa. / …

Es ist inzwischen hinreichend bekannt, dass es sich bei Il Pastor Fido keineswegs um ein Werk Vivaldis handelt, sondern vielmehr um eine Fälschung unter Einbeziehung einiger Ausschnitte aus Werken von Joseph Meck, Giuseppe Matteo Alberti und Antonio Vivaldi. Dank der Forschungen von Philippe Lescat1) ist nun bewiesen, dass tatsächlich Nicolas Chédeville le cadet (der Jüngere, 1705–1782) der Komponist bzw. Arrangeur des Sonatenbandes ist und dieser im Rahmen eines Privilège du Roy (einer Druckgenehmigung des Königs) von seinem Vetter, dem Verleger Jean Noël Marchand auf Wunsch Chédevilles unter dem Namen Vivaldis veröffentlicht wurde.

Chédeville war insbesondere als Spieler und Lehrer der Musette (ein kleinerer Dudelsack mit 2 Spiel- und 2 bis 4 Bordunpfeiffen) in Paris berühmt, wo er u.a. um 1748 den Töchtern Ludwig XV. und dem König selbst das Spiel auf diesem Instrument beibrachte. Er war zudem lange Jahre als Oboist Mitglied in Chambre und Ecurie du Roy und hatte einen Posten als Fagottist an der Pariser Oper. Er veröffentlichte eine größere Zahl von Werken für die Musette, darunter Bearbeitungen italienischer Kompositionen ebenso wie eigene Suiten und Sonaten im französischen bzw. italienischen Stil.

Die hier veröffentlichte 6. Sonate des Druckes zeigt ausschließlich Merkmale der italienischen Kompositionsweise. Eine Übereinstimmung der ersten drei Sätze mit anderen Werken konnte bislang nicht festgestellt werden. Man kann daher davon auszugehen, dass sie vollständig von Chédeville stammen. Die prägnanten Themen und der gut gearbeitete Bass der beiden ersten Sätze sowie der thematische Bezug des zweiten Satzes zum vierten Satz zeigen, wie sehr sich Chédeville den italienischen Stil zu eigen gemacht hat. Die Musik des vierten Satzes (und dies sind immerhin ca. 30 % der Sonate) stammt bis auf zwei Kürzungen und wenige minimale Veränderungen von Vivaldi. Es handelt sich hier um den ersten Satz des Violinkonzertes op. 4/6 (RV 316a), das J. S. Bach für Cembalo solo bearbeitet hat (BWV 975).

Unsere Ausgabe folgt weitgehend dem Erstdruck von 1737, wobei in den ersten drei Sätzen lediglich einige Fehler korrigiert wurden. Für den 4. Satz wurden sowohl Vivaldis Violinkonzert als auch Bachs Klavierbearbeitung herangezogen und Abweichungen mit einbezogen. Fußnoten in der Partitur geben hierüber Auskunft, Zusätze sind kenntlich gemacht. Die Sonate ist ohne jede Veränderung auf der Altblockflöte spielbar, auch wenn diese im Titel nicht ausdrücklich genannt wird.

Freiburg, im Juli 2003, Franz Müller-Busch

 

1) vgl. Vorwort zum Faksimile „Nicolas Chédeville, Il Pastor Fido (œuvre attribuée à Antonio Vivaldi) 1737“, hrsg. von Philippe Lescat, F-Courlay (Fuzeau), 1994

 

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