Gioachino Rossini (1792–1868)
Opern-Melodien
arrangiert für 2 Flageolette (Blockflöten in c)
von C. Eugène Roy (ca. 1790–1827)
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Girolamo G 12.041, Spielpartitur, € 18,00
ISMN 979-0-50084-069-5
Vorwort
Frankreich um 1820: Die Französische Revolution (1789–1794) und die sich anschließenden Napoleonischen Kriege (1799–1815) waren noch nicht sehr lange vorbei, und der Wiener Kongress (1814–1815) hatte versucht, eine Stabilisierung des politischen Gleichgewichts und eine Erneuerung der politischen Landkarte festzulegen. Die Kriegszerstörungen in Europa waren erheblich, der Adel war geschwächt bzw. in Frankreich beinahe ausgerottet, was gleichzeitig einen Aufschwung des Bürgertums mit sich brachte und damit auch eine größere Zahl an Musikliebhabern und musizierenden Laien.
Entsprechend des ständig wachsenden Bedarfs der gebildeteren bürgerlichen Kreise wurden Auszüge aus Opern bzw. Highlights verschiedener Opern für alle möglichen (instrumentalen) Besetzungen bearbeitet.1 So konnte die bereits aus der Opernaufführung bekannte Musik zuhause nochmals musiziert werden, bzw. wurden die Melodien auch Bürgern zugänglich gemacht, die mangels finanzieller Ressourcen oder eines Lebens in der Provinz keine Möglichkeit hatten, die Oper zu besuchen.
Gioachino Rossini (1792–1868) komponierte zwischen 1810 (La cambiale di matrimonio) und 1829 (Guillaume Tell) insgesamt 39 Opern, viele davon opere buffe, also komische Opern, von denen immerhin zwei, nämlich Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) und La Cenerentola (Aschenputtel) noch heute regelmäßig auf dem Spielplan vieler Opernhäuser zu finden sind. Rossini feierte mit seinen Opern – auch weit über die Uraufführung seiner letzten Oper hinaus – enorme internationale Erfolge, und war für lange Zeit der ungekrönte König der italienischen Oper.
C. Eugène Roy (ca. 1790–1827) war ein französischer Musiker, der sich u.a. als Flageolett-Virtuose einen gewissen Ruf erworben hatte.2 Auch er machte sich Zeitgeschmack und wachsenden Bedarf zunutze und arrangierte und veröffentlichte verschiedene Werke bekannter Komponisten für das französische Flageolett3, darunter den vorliegenden ca. 1819 in Paris erschienenen Druck mit dem Titel
RECUEIL / des plus beaux Airs / de Rossini /
arrangés pour deux Flageolets / par C. ROY. / ...Der Zusatz "1 Suite." deutet darauf hin, dass ein weiterer Band oder gar weitere Bände geplant waren bzw. möglicherweise sogar erschienen sind.
Die beiden Stimmbücher, die sich in meinem Besitz befinden, sind weitgehend fehlerfrei, weisen jedoch die üblichen Ungenauigkeiten bezüglich der Setzung von Bindebögen und Überbindungen auf, die ich anhand von Parallelstellen und in ganz wenigen Fällen unter Hinzuziehung der in der IMSLP4 verfügbaren Partituren ergänzt habe. Einige harmonisch problematische bzw. unverständliche Stellen konnte ich ebenfalls auf diese Weise korrigieren. Den originalen Notentext habe ich dabei so weit wie möglich unangetastet gelassen, obwohl es reizvoll gewesen wäre, die doch oft recht simple zweite Stimme etwas virtuoser und reichhaltiger zu gestalten.
Celle, im Juli 2015, Franz Müller-Busch
1) vgl. Becker, Klaus: Vermarktete Oper; in: TIBIA 4/87, S. 553–557
2) vgl. Thieme, Ulrich: Vorwort zu 24 Kleine Duos von C. Eugène Roy, Girolamo G 12.036, Celle 2013; http://www.girolamo.de/single/g12036.html
3) a.a.O.
4) http://imslp.org/wiki/Category:Rossini,_Gioacchino
Die einzelnen Stücke sind folgendermaßen zuzuordnen:
No. 1 – La gazza ladra (Die diebische Elster), 1817
Einleitung zum 1. Akt (Orchester) mit anschließendem Chor
Oh che giorno fortunato und Auftritt von PippoNo. 2 – Otello (Othello), 1816
1. Akt, Duett Desdemona und Emilia Vorrei che il tuo pensieroNo. 3 – Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla), 1816
1. Akt, Cavatine des Conte Almaviva Ecco ridente in cieloNo. 4 – La gazza ladra
1. Akt, Arie der Ninetta Di piacer mi balza il corNo. 5 – Marche Triomphale d'Otello (Triumphmarsch aus Othello)
Instrumentalstück am Ende der Einleitung des 1. AktsNo. 6 – L'italiana in Algeri (Die Italienerin in Algier), 1813
1. Akt, Duett Lindoro und Mustafà Se inclinassi a prender moglieNo. 7 – Tancredi, 1813
Finale des 2. Akts, Tutti Fra quei soavi palpitiNo. 8 – Il barbiere di Siviglia
1. Akt, Arie der Rosina Io sono docile