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G 12.053 CoverNicola Matteis (fl. 1674–1697)
For the Flute

für Alt- oder Tenorblockflöte (Violine), ein weiteres
Melodieinstrument (ad lib.) und Basso continuo
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Yo Hirano

Girolamo G 12.053, Partitur und 3 Stimmen, € 19,00
ISMN 979-0-50084-087-9

Beispielseite

G 12.052 G 12.054

 

 

 


Vorwort

Es ginge sicher etwas zu weit, Nicola Matteis als „Paganini des englischen Barock“ zu bezeichnen, jedoch erfreute er sich in England in den Jahren zwischen 1674 und ca. 1697 als Geiger und Komponist größter Beliebtheit. Er brachte als erster das virtuose italienische Violinspiel nach England und war einer der ersten ausländischen Musiker, die in England Ansehen und Auskommen fanden, gefolgt von einer großen Zahl von Kollegen aus Italien, Frankreich, Deutschland und Böhmen.

Geburt, genaue Herkunft, Ausbildung und sein Lebensende liegen im Dunkeln. Aufgrund der Angabe „Nicola Matteis Napolitano“ und „Nicola Matteis of Naples“ auf mehreren Titelseiten seiner Drucke können wir schließen, dass er aus Neapel oder der Umgebung Neapels stammte. Ab 1674 ist Matteis in London nachweisbar. Seine Spur verliert sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Roger North1 berichtet: „Kurzum, ohne andere Vorzüge besonders zu erwähnen, kam er zu solchem Ansehen und zu solcher Beschäftigung, dass er sich ein großes Haus nahm und nach der Art seines Landes luxuriös lebte, was ihm Krankheiten einbrachte, an denen er starb.“ Dies geschah vermutlich um 1697. Sein Sohn, der ebenfalls Nicola hieß, war wie der Vater Geiger und Komponist. Er trat in dessen Fußstapfen, lebte aber später in Wien.

In erster Linie war Matteis als Geiger tätig. Laut verschiedener Quellen muss sein Spiel erstaunlich virtuos und im höchsten Maße beeindruckend gewesen sein. Er zog das Publikum in seinen Bann und erwartete völlige Stille, während er spielte. Erst in zweiter Linie war Matteis Komponist. Neben einer Gitarrenschule und zwei Bänden mit Liedern, die 1696 und 1699 erschienen, veröffentlichte Matteis 1676 die ersten beiden und 1685 zwei weitere Bücher mit „Ayres for the Violin“, die Preludes, verschiedenste Tänze, Fantasien und Divisions enthalten, davon (bis auf wenige Ausnahmen) alle mit Generalbassstimme. Erst Jahre nach der Erstveröffentlichung lieferte Matteis zu allen vier Bänden eine Stimme für ein weiteres Melodieinstrument nach, wobei aufgrund des Tonumfangs meist nur eine Violine in Frage kommt. Aus der Tatsache, dass die zweite Stimme erst so viel später gedruckt wurde, lässt sich schließen, dass die Stücke mit einem Melodieinstrument und B.c. auch ohne die zweite Stimme in sich geschlossen und vollständig sind.

Sicherlich traf Matteis in London auf so berühmte Blockflötisten wie den Franzosen James Paisible, und es wird ihm nicht entgangen sein, dass viele Gentlemen der besser gestellten Gesellschaft, wie z.B. Kaufleute, Beamte und Adlige, mehr oder weniger gut, sicher aber mit großem Enthusiasmus Blockflöte spielten. In den ersten beiden Bänden seiner Ayres findet sich noch kein Hinweis auf die Blockflöte. Das Inhaltsverzeichnis eines Drucks des 3. und 4. Buchs listet dann aber 43 Stücke mit dem Hinweis „A Table of the most Easy Ayres in ye Book that may be played with the Flute as well as the Violin.“ Fünf dieser Stücke sind zusätzlich im Titel mit dem Hinweis „For the Flute“ versehen. Sie sind im vorliegenden Heft vereint und werden erstmals zusammen mit der zweiten Stimme veröffentlicht.

Die Bezeichnung flute meint im England der damaligen Zeit immer die Altblockflöte in der neuen französischen Bauweise, wie sie z.B. Pierre Bressan (allerdings erst 1690) nach England gebracht hat. Aufgrund des relativ geringen Tonumfangs der Stücke darf man aber gerne auch mit anderen Größen der Blockflöte experimentieren. So bieten sich neben Sopran- und Tenorblockflöte auch eine Voice flute oder eine Sopraninoblockflöte an.

Celle, im Oktober 2024, Franz Müller-Busch

1 North, Roger: The Musicall Grammarian (1728), S. 141v

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