Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Mi palpita il cor
HWV 132 c/dKantate für Alt (Mezzosopran), (Travers-)Flöte (voice flute) und Basso continuo
Herausgegeben von Franz Müller-Busch
Generalbassaussetzung von Eckhart KuperGirolamo G 11.009, Partitur und 4 Stimmen, € 22,00
ISMN 979-0-50084-037-4
Vorwort
Während seiner ersten Jahren in England von etwa 1710 bis 1713 schrieb Georg Friedrich Händel (1685–1759) mindestens drei Fassungen der Kantate mit dem Text Mi palpita il cor, deren musikalisches Material nur zum Teil übereinstimmt.
Die Quellenlage ist relativ komplex: so verzeichnet das Händel Werke Verzeichnis zwar vier Versionen der Kantate (a-d), es existieren jedoch zumindest sechs Fassungen vollständiger Kantaten bzw. Einzelarien. Verschiedene Abschriften weisen zudem erhebliche Abweichungen und Verzierungen auf, deren Ursprung nur teilweise geklärt ist.
Als Vorlage dieser Ausgabe dienten Händels zur Kantate gehörenden Autographe, die als Soloinstrument die Traversflöte verlangen. Diese werden in der British Library zu London unter den Signaturen R.M.20.g.8. (HWV 132c, vollständige Kantate) und R.M.20.e.4. (HWV 132d, nur 1. Arie) aufbewahrt.
Den verschiedenen Abschriften ist zu entnehmen, dass die beiden ersten Arien Ho tanti affani in petto gleichberechtigt nebeneinander stehen und jeweils die eine oder die andere im Gesamtablauf der Kantate verwendet werden kann, weshalb hier beide aufgenommen wurden.
Die Ausgabe folgt, soweit es für eine praktische Nutzung möglich und sinnvoll ist, den Autographen, wobei andere Fassungen und weitere Abschriften von anderer Hand zum Teil berücksichtigt wurden. Einige offensichtlich fehlende Vorzeichen wurden ergänzt und Schreibfehler korrigiert (siehe Fußnoten in der Partitur). Weitere Zusätze, die teilweise den nicht als 1. Quelle klassifizierten Manuskripten entnommen sind, wurden als solche gekennzeichnet. Der italienische Text wurde in wenigen Details der üblichen Schreibweise angepasst und mit Satzzeichen versehen.
Um die Kantate statt auf der Traversflöte mit Blockflöte zu spielen, empfiehlt sich – entsprechend der üblichen Praxis des Spätbarock, wie sie insbesondere in England gepflegt wurde – die Verwendung einer voice flute, also einer Blockflöte mit Grundton d'. Für Spieler, die in der dabei notwendigen Praxis des Transponierens nicht ausreichend geübt sind, liegt eine separate Stimme bei, die mit Altblockflötengriffen zu spielen ist.
Freiburg, im Juli 2003, Franz Müller-Busch
Arioso e Recitativo:
Mi palpita il cor,
né intendo perché,
agitata è l’alma mia,
né so cos’è.
Tormento e gelosia,
sdegno, affanno e dolore
da me che pretendete?
Se mi volete amante, amante son;
ma, oh Dio, non m’uccidete,
che il cor fra tante pene
più soffrire non può le sue catene.Aria:
Ho tanti affanni in petto,
che qual sia il più tiranno
io dir no’l so.
So ben che do ricetto
a un aspro e crudo affanno
e che morendo vo’.Recitativo:
Clori, di te mi lagno;
e di te, o nume,
figlio di Citerea,
ch’il cor feristi
per una che non sa
che cosa è amore,
ma se d’egual’ saetta
a lei feristi il core,
più lagnarmi non voglio;
e riverente inanti al simulacro tuo
prostrato a terra, umil, devoto
adorerò quel Dio,
che fe’ contento e pago
il mio desio.Aria:
S’un dí m’adora la mia crudele,
contento allor’ il cor sarà.
Che sia dolore, che sia tormento
questo mio seno più non saprà.Arioso e Recitativo:
Mir klopft das Herz,
und ich verstehe nicht warum,
meine Seele ist in Aufruhr,
und ich weiß nicht warum.
Qual und Eifersucht,
Empörung, Kummer und Schmerz,
was wollt Ihr von mir?
Wenn Ihr wollt, dass ich liebe, bin ich liebend:
aber, oh Gott, tötet mich nicht,
da mein Herz in so großer Pein
seine Ketten nicht mehr erträgt.Aria:
So viele Sorgen trage ich in mir,
dass ich nicht mehr weiß,
welche davon am schlimmsten ist.
Ich weiß, dass ich in mir
einen grausamen und harten Schmerz beherberge
und dass ich sterben werde.Recitativo:
Clori, ich beklage mich über Dich;
und auch über Dich, oh Gott,
Sohn der Kythereia1),
Du, der mein Herz getroffen hat
wegen einer, die nicht weiß,
was Liebe ist;
aber wenn Du ihr Herz
mit gleichem Pfeil triffst,
dann will ich nicht mehr klagen;
und, vor Deinem Abbild gebeugt,
am Boden kniend, demütig, treu,
werde ich jenen Gott verehren,
der mich beglückt und mein
Sehnen erfüllt hat.Aria:
Wenn meine Grausame mich eines Tages liebt,
dann wird mein Herz froh sein.
Nie mehr wird meine Seele wissen,
was Schmerz und Qual bedeuten.Übersetzung: Maria Luigia Wigand
1) Kythereia ist ein Beiname für Aphrodite (griech.)
bzw. Venus (röm.). Ihr Sohn ist Eros (griech.)
bzw. Amor oder Cupido (röm.).